Mein Leben kann sich ohne mich niemals verändern

– Vom Handeln und Sehen der Dinge –

Dieses Buch handelt von zwei Gestalten; einer größeren (der Erwachsene) und einer kleineren (das Kind). Die größere Gestalt erzählt der kleineren Gestalt was es bedeutet, das Leben zu leben und streift dabei Themen wie zum Beispiel: Angst, das eigene Handeln, Authentizität, Religionen, der eigene Weg, die absolute Wahrheit, und so weiter. Vor allem aber stellt sie die Eigenverantwortung für das eigene Leben in den Vordergrund und regt dazu an, sich seiner selbst bewusst zu werden, um sein eigenes Leben selbst gestalten zu können.

(veröffentlicht und zu beziehen bei  www.Amazon.de)

Hier ein kleiner Auszug:

Meinst Du die Freiheit nach der alle suchen? Die Freiheit, die in so vielen Liedern besungen wird? Jene Freiheit, von der viele denken, sie könnten sie mit Geld kaufen, in dem sie zum Beispiel immer weitere Reisen unternehmen, teure Dinge kaufen oder an andere ihre Macht ausprobieren?

Genau diese Freiheit meine ich. Alle Menschen suchen sie. Viele denken, dass sie Gefangene in ihrem familiären, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder politischen System, ihren Gesetzen und ihren Vorschriften sind. Manche denken, dass sie in diesem Leben auf die Freiheit verzichten müssen, da sie in einem Land leben, das ihnen wenig Freiraum zur persönlichen Entfaltung lässt. Sie fühlen sich machtlos, manchmal sogar ohnmächtig. Doch sie suchen alle am falschen Ort. Die Freiheit, nach der wir alle suchen, können wir nur in uns selber finden. Nur in uns selbst. Wenn wir den Zustand der Authentizität erreicht haben, ab diesem Moment sind wir frei. Egal, was außerhalb unseres Körpers vorgehen mag. Dieses Gefühl der Freiheit in uns macht uns erst wirklich zu einem wahren Menschen. In der Verbundenheit mit unserem Inneren erspüren wir die göttliche Kraft, die in uns allen wohnt. Sie ist unser Motor, der uns ein reiches Leben ermöglicht und uns mit aller Macht, die wir zum Leben brauchen, ausstattet. Und doch sind wir nur zu einem geringen Teil fähig, das, was wir sind, in unserem Leben umzusetzen. Wir finden letztendlich alles, was wir brauchen, in uns. So auch alle Antworten auf all unsere Fragen. Auch die Lösungen all unserer Probleme liegen in uns. Wir müssen nur den Mut besitzen hinzuhören. Und genau dieses Hinhören aber macht uns Angst.

Denn wenn wir hinhören, könnten wir Dinge hören, die wir nicht hören wollen. Es könnten Worte fallen, die uns verletzen, es könnten aber auch Worte gesprochen werden, Worte, die von der Wahrheit begleitet werden.

Und in diesem Moment, sobald diese Worte der Wahrheit gefallen sind, ist es, als ob Samenkörner auf die Erde gefallen sind. Kleine Triebe schlängeln sich blitzschnell in die Höhe und ihre Würzelchen sind unwiederbringlich mit der Erde vereint. Diese gefallenen Wörter lassen sich nicht ungeschehen machen. Sie gehören bereits in dem Moment, in denen sie zur Erde fallen, der Vergangenheit an. Und die Vergangenheit ist. Diese Tatsache ist, diese Tatsache existiert, ist ein Teil der Ewigkeit. …

………….

….. Aber wie schaffe ich es, offen und ehrlich zu sein? Manchmal tue ich etwas wofür ich mich schäme und darüber möchte ich lieber nicht nachdenken. Oder aber, wenn ich ehrlich mit mir bin, muss ich vielleicht zugeben, dass ich nicht so ein toller Typ bin, wie ich sein möchte. Vielleicht gibt es ja auch Gedanken, die ich nicht denken möchte, weil ich dann genauso schlecht bin wie andere Menschen, die wiederum von anderen Menschen für ihre Ansichten und Meinungen verurteilt werden.

Leise verstrichen einige Sekunden, bevor die größere Gestalt wieder zum Sprechen ansetzte.

Ehrlich mit sich selber zu sein, ist, Respekt und Wertschätzung sich selber entgegenzubringen. Sich selber zu respektieren und zu wertschätzen ist die einzige Art, für die es sich zu leben lohnt. Wenn der Mensch sich so, wie er ist, mit all seinen Fehlern und Schwächen, Stärken und Talenten annimmt, ist es ihm möglich authentisch zu leben. Er wird sein eigenes Leben leben und tiefste Zufriedenheit für dieses Leben empfinden. In seinem Herzen wird er die Freiheit, die so viele außerhalb von sich selbst suchen, finden und einen absoluten Frieden wahrnehmen. In diesem Frieden liegt eine tiefe Verbundenheit mit allen Lebewesen dieser Welt. In dieser Verbundenheit ist das Gefühl von Zusammengehörigkeit, mit allem was diese Erde ausmacht, zu erspüren. Befindet sich der Mensch, zum Beispiel, in einer Phase seines Lebens, in der er glaubt, dass er der einsamste Mensch auf dieser Erde sei, wird er in seinem Innern die Verbundenheit erspüren mit allem, was existiert. Er wird erspüren wie es ist, ein Teil vom Ganzen zu sein. Diese Erfahrung wird ihm eine nie gekannte Sicherheit geben, die es ihm ermöglicht, für den Rest seines Lebens alle Erfahrungen des Lebens anzunehmen und nicht daran zu zerbrechen.

Jedoch ehrlich mit sich selber zu sein, erfordert ein kleinwenig Mut, so wie das ganze Leben von jedem von uns etwas Mut erfordert. Mit sich selbst ehrlich zu sein heißt ja nicht, sich auf den Marktplatz zu stellen und laut herauszuschreien was für ein Mensch man ist. Nein. Denn dann würden alle mit dem Finger auf diese Person zeigen und sich über sie lustig machen. Im Gegenteil. Sich selbst offen und ehrlich zu reflektieren kann selbst in einem winzig kleinen Zimmer, bei einem einsamen Spaziergang oder während irgendwelchen Entspannungsübungen geschehen. Wo auch immer man sich befindet, kann ein jeder sich Gedanken über den Verlauf des vergangenen Tages machen. Dabei können wir uns die Frage stellen: ‚Was ist gut gelaufen?’. Oder aber ‚Was war heute nicht so gut?’, ‚Was hat in mir ein gutes Gefühl und was hat in mir ein schlechtes Gefühl verursacht?’, ‚Was hat mir ganz besonders viel Freude bereitet und was hat in mir Aggressionen ausgelöst?’. All diese und noch viele andere Fragen, in denen wir Geschehnisse und Situationen reflektieren, geben uns zahlreiche Hinweise auf unseren weiteren Weg. Wir finden Antworten auf die Fragen, wer wir sind und was wir sind. Aber wir finden auch Antworten darauf, nach welchen Werten und nach welcher Moral wir leben wollen und auch müssen. Viele Werte werden uns aufgrund unserer Erziehung mitgegeben. Leider geschieht dies in unserer Zeit immer weniger. Es wird den Kindern zu wenig an Werten in der Erziehung vermittelt. Zum einen, weil der äußere Rahmen der Gesellschaft, der Familien aber auch der des einzelnen Individuums immer schwammiger wird, sodass Werte nicht mehr greifbar sind oder auch keinen Halt mehr bieten. Zum anderen aber auch, weil in der heutigen Gesellschaft Werte nicht mehr erstrebenswert sind. Werte wurden eingetauscht für das Streben nach Erfolg und finanziellen Wachstum. Hand in Hand mit dem Verlust der Werte geht der Verlust, beziehungsweise die Auflösung, unserer Moral einher.

Moral ist der Rahmen, der für eine Gesellschaft überlebenswichtig ist. Moral ist wie ein Kompass, der der Gesellschaft den Weg weist, um sicher ans Ziel anzukommen, ohne das jemand Schaden erleidet, ausgebeutet oder sogar zerstört wird. Ohne Moral ist eine Gesellschaft nicht überlebensfähig. Jedoch besteht die Moral der Gesellschaft meist aus Verhaltensgrundsätzen, die von Wenigen ausgearbeitet und als gesetzgebend veröffentlicht wurden und nach denen sich der Rest der Gesellschaft richten soll. Diese Moral steht jedoch häufig im Widerspruch zu der Moral, die wir instinktiv in unserem Innern verspüren und nach der wir intuitiv leben wollen. Tief im Innern weiß der Mensch mit absoluter Sicherheit, welche Werte für ihn richtig sind und welche Moral das Überleben der Menschheit und das Miteinander sichert. Doch um dies zu erspüren ist es unabdingbar sich selbst ehrlich anzusehen und letztendlich sich selbst zu erkennen. So manchem gelingt dies bereits, indem er eine Reflektion seiner Person alleine vornimmt. Anderen wiederum gelingt dies dadurch, dass sie sich Hilfestellungen durch Andere geben lassen. Welche Art und Weise die effektivste für einen ist, ist leicht festzustellen. Jeder weiß von sich, ob er mit sich selbst alleine sein kann oder nicht. Der Eine mag es, wenn ständig Menschen um ihn herum sind, der Andere findet es nur ab und an schön in Gesellschaft zu sein. Dann gibt es noch die, die gerne mal alleine sind. Diese Menschen können sich meist spüren und reflektieren sich auch gerne selbst. Die Letzteren sind die, die in sich hineinhören und herausfinden können, welche Werte ihnen wichtig sind und welche Moral in der Gesellschaft vorherrschend sein müsste.

Wenn aber der Ein oder Andere nicht alleine sein kann und in Momenten der Einsamkeit, beziehungsweise des Alleinseins, in seinem Innern Angst aufsteigt, ist es sinnvoll anderen Menschen um Hilfe zu bitten. Auch dazu gehört für viele von uns ein kleinwenig Mut. Wir geben nicht gerne zu, dass wir Hilfe benötigen, dass wir etwas alleine nicht zustandebringen. Für viele ist dies ein Eingeständnis der eigenen Unzulänglichkeit. Doch wenn wir nicht zeigen können, dass wir auch schwache Momente haben und haben dürfen, wie sollen dann die Anderen wissen, dass auch sie einmal schwach sein dürfen? Solange jeder sich zusammenreißt und sich hinter einer Maske versteckt, so lange sagt er seinem Gegenüber, dass auch er nur dann in Ordnung ist, wenn er sich hinter einer Maske versteckt. Sobald er sich aber den Anderen zeigt, ist er nicht mehr in Ordnung. Die Schlussfolgerung daraus ist, dass alle sich Mühe geben in Ordnung zu sein, dass alle sich eine Maske aufsetzen. Somit laufen viele von uns mit einer Maske umher und verstecken alle Regungen, alle Gefühle und alles Licht, das den Menschen ausmacht, dahinter.

Doch einer muss diese Verhaltensweisen durchbrechen. Einer wird den Mut aufbringen müssen, die Maske vom Gesicht zu reißen und sich nackt zu zeigen. Denn erst dann werden auch alle Anderen den Mut dazu aufbringen, es ihm gleichzutun. Und jeder, der sich schon einmal die Maske vom Gesicht gerissen hat, weiß, welch große Erleichterung diese Handlung mit sich bringt und welch großer Ballast dadurch von einem genommen wird.

Wie einem Fragezeichen gleich, ist das kleine Gesicht dem großen zugewandt.

Warum liegt uns soviel daran, von den Anderen als in Ordnung angesehen zu werden? Ist es denn nicht sinnvoller, wenn wir uns selbst anerkennen? Sehen wir uns denn nicht selbst als ein einzelnes Individuum an? Wie können wir es in diesem Falle denn den Anderen gleichtun?

Das ist ja genau das Dilemma. Zum einen ist es unser größtes Bestreben, von den Anderen geliebt zu werden und zum anderen möchten wir aber auch die Freiheit wahrnehmen, uns selbst zu leben. In diesem Widerspruch liegt das ganze Leid dieser Welt.

Tief in uns wissen wir, dass die Liebe die größte Macht dieser Welt ist. Alle unsere Handlungen, Taten, unser ganzes Bestreben sind darauf ausgerichtet, Liebe zu erlangen. Denn wer hat nicht schon einmal die Erfahrung gemacht, wie es ist geliebt zu werden? Jeder Mensch auf dieser Welt, wurde schon einmal geliebt. Vielleicht gibt es in unserem unmittelbaren Umfeld einen Menschen, den wir bisher sehr wenig Beachtung geschenkt haben, da er vielleicht unscheinbar und still ein Stück unseres Weges mit uns gegangen ist. Oder aber es gibt einen Menschen, der uns immer wieder einmal kleine Zeichen der Liebe dargeboten hat, aber wir haben es übersehen, nicht angenommen oder seine kleinen Angebote zurückgewiesen.

Wir wissen alle, das Liebe das Einzige ist, was das Leben lebenswert macht, es wert macht, das Leben zu leben. Liebe heilt, Liebe gibt Kraft, Liebe kann uns aus dem tiefsten Tal der Tränen herausheben und Liebe kann uns die Himmelstüren öffnen. Doch das Bestreben Liebe zu erlangen, dafür alles einzusetzen was zur Verfügung steht, ist der falsche Weg. Der Liebe hinterherzulaufen ist wie das Laufen eines Hamsters im Hamsterrad, der nie an sein Ziel kommen wird. Im Gegenteil. Je mehr und je schneller wir laufen, desto eher geht uns die Puste aus, desto unzufriedener werden wir und desto engstirniger werden wir. Weil wir um die Liebe der Anderen ringen versuchen wir, uns so zu verhalten, wie die Anderen es von uns erwarten. Wir sind davon überzeugt, dass wir, sobald wir uns den Regeln anderer gemäß verhalten, Liebe verdient haben. Was wir dann von den Anderen auch fordern, aber nicht bekommen. Also sind wir überzeugt davon, uns nicht richtig nach ihren Regeln gerichtet zu haben und wenden noch mehr Überzeugungsarbeit an, um an unser Ziel zu kommen. Doch das Ziel bleibt weiterhin im Dunkeln und wer kennt sie nicht, die Depressionen, die uns letztendlich heimsuchen. Wir leben jedoch nicht auf dieser Welt, damit andere uns lieben. Und wir brauchen auch nicht unsere ganze Energie in ein solch sinnloses Unterfangen einzusetzen.

Zu erkennen, dass Liebe ist, das ist unsere Aufgabe. Und dies wiederum beginnt bei jedem von uns selbst. Somit sind wir wieder bei der Ehrlichkeit angelangt, ohne derer das Erkennen der Liebe, die ist, nicht möglich ist. Zu lernen zu lieben was ist, impliziert, mich, meinen Tag, mein Leben anzuerkennen und sehen zu lernen, welch wunderbare Dinge darin enthalten sind. Ich, als Individuum lerne, mich so wie ich bin anzunehmen, meine Eigenart zu lieben und somit in Frieden mit mir zu leben.

Das ist die einzige und schwerste Aufgabe, die uns diese Welt bereithält und doch sind wir kaum in der Lage diese Aufgabe anzugehen, beziehungsweise sie zu erledigen. Diese Aufgabe ist gelöst wenn wir erkennen, dass Liebe ist und wir bereit sind, uns selbst zu lieben. Denn dann wird die Liebe der Anderen unaufgefordert auf uns zukommen. Erst in diesem Moment stehen wir am Beginn unseres Lebens.

Doch warum ist dies denn so schwer zu verstehen und umzusetzen? Warum können wir nicht sofort damit anfangen uns darauf zu konzentrieren und alles dafür zu tun, um diese Aufgabe zu lösen? Warum fällt es uns so schwer uns selbst zu lieben? …..

(© / Copyright by Gertrud Jonas, 2018, siehe  Impressum)